Die Geschichte hinter der
nummer 1 der deutschen Büromaschinenhersteller
- Beginn Erster Weltkrieg
- Ende Zweiter Weltkrieg
WEST: Umbenennung in Olympia Werke West GmbH
- Gründung der Olympia Business Systems Vertriebs GmbH
Die Geschichte Olympias im Detail
Die Geschichte der Olympia Werke beginnt im August 1903 mit der Aufnahme der Schreibmaschine „Mignon“ durch die Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft (AEG). Die Union Schreibmaschinengesellschaft mbH wird unter der Führung von Direktor Hackmann in Berlin gegründet und stellt unter diesem Namen Schreibmaschinen her und vertreibt diese.
1914 wird die Union Schreibmaschinengesellschaft mbH zur „AEG Schreibmaschinengesellschaft mbH“ umbenannt und ab 1917 übernehmen Oskar Ferdinand Goss und Ludwig Heine die Geschäftsführung von Direktor Hirsch, welcher von 1909 bis 1917 Geschäftsführer war.
Olympia während und nach dem Ersten Weltkrieg (1914 - 1918)
Der erste Weltkrieg ergreift das Land und die Produktion der Mignon geht stark zurück. Nach Kriegsende steigt die Produktion der Mignon wieder an und erreicht 1921 das Vorkriegs-Niveau. Die AEG Schreibmaschinengesellschaft mbH erweitert ihr Sortiment um eine Tastenschreibmaschine. Die zusätzliche Produktion dieser bedurfte mehr Platz, sodass 1923 die AEG Deutsche Werke in Erfurt gegründet wird.
Diese Gründung erfolgt zusammen mit der 1909 neu geschaffenen Deutsche Werke AG und beinhaltet die von der Regierung zusammengefasste Erfurter Gewehrfabrik und 13 weiteren Heeres- und Marinewerkstätten, welche nach den Bestimmungen des Versailler Vertrages viele Waffen nicht mehr produzieren durften.1930 – Einführung der Marke „Olympia“
1930 wird die Marke Olympia erstmals im Zusammenhang mit der Schreibmaschinenproduktion eingetragen. „Olympia“ wird als Warenbezeichnung für Schreibmaschinen, Farbbänder und Büromöbel verwendet. Zu diesem Zeitpunkt bestehen weltweit acht Tochtergesellschaften in Amsterdam, Kopenhagen, Paris, Rio de Janeiro, Zürich, Prag, Madrid und Wien.
Zwei Jahre darauf, 1932, wird die Mignon-Produktion nach drei Jahrzehnten eingestellt. 1936 beginnen die Konstrukteure mit der Entwicklung von elektrischen Schreibmaschinen. Im gleichen Jahr wird die Firma in „Olympia Büromaschinen AG“ umbenannt.
Olympia während und nach dem Zweiten Weltkrieg (1939-1945)
Auch der zweite Weltkrieg beeinflusst die Produktion und den Vertrieb sehr. Das Land wird in zwei geteilt: In Riga wird das Unternehmen „Olympia Ost“ gegründet, während im Westen die Gründung der Bielefelder Schreibmaschinen GmbH mit entsprechenden Werken in Bielefeld unter dem Namen „Olympia West“ stattfindet.
Der Platz in Bielefeld wird bald knapp und passende Räumlichkeiten werden in Wilhelmshaven vermutet. Die bis dahin von zahlreichen militärischen Arbeiten und Dienstleistungen abhängige Stadt lädt die damalige Olympia-Spitze zu einem Besuch ein. 1946 ziehen die Olympia Werke in die leerstehenden Gebäude des Marine-Gerätelagers in Roffhausen bei Wilhelmshaven. Kurz darauf werden diese in „Orbis Schreibmaschinen-Werke“ umbenannt. Seit der Übergabe von Olympia Ost an die Sowjetische Gesellschaft für Präzisionsmaschinenbau im Jahr 1946 besteht ein anhaltender Rechtsstreit, ob die Gründung der Bielefelder Schreibmaschinen GmbH rechtens war. Die Umbenennung in „Orbis Büromaschinenwerke GmbH“ soll diesem entgegenwirken.1949 – Rechtsstreit zwischen Erfurt und Wilhelmshaven wird beendet
1949 wird im Rechtsstreit zwischen der Orbis Büromaschinenwerke GmbH und den mittlerweile als VEB Mechanik firmierten Werken in Erfurt eine Entscheidung gefällt: Das Oberlandesgericht Düsseldorf stellt fest, dass die VEB Mechanik das Warenzeichen „Olympia“ nicht nutzen darf. Der internationale Gerichtshof in Den Haag erkennt dieses Urteil an.
Im Zuge des Gerichtsurteils wird die Orbis Büromaschinenwerke GmbH in „Olympia Werke West GmbH“ umbenannt und die VEB Mechanik wird zur „VEB Optima Büromaschinenwerke GmbH“.
Die Olympia Werke West GmbH befindet sich in einem Höhenflug. Neue Hallen und Wohnungen sowie Häuser für die Mitarbeiter werden errichtet. Das Stammkapital beträgt 1954 16 Millionen DM, während der Umsatz gegenüber dem der Vorjahre um 20 Millionen DM auf 71,2 Millionen DM steigt. Im selben Jahr firmiert die Olympia Werke West GmbH in eine Aktiengesellschaft, diese Rechtsform hatte sie bereits in Erfurt besessen.d
1959 – Übernahme von Brunsviga durch Olympia
In den nächsten drei Jahren kristallisiert sich heraus, dass die Arbeitskräfte in Wilhelmshaven und Friesland nicht mehr ausreichen. Die Olympia Werke AG expandiert nach Braunschweig. Dort hält sie bereits die Hälfte des Aktienkapitals von Brunsviga, welche für ihre mechanischen Rechenmaschinen bekannt sind.
Nach der Übernahme der Nürnberger Diehl GmbH Anteile hält Olympia 99% des Aktienkapitals an Brunsviga.
1959 übernimmt die Olympia Werke AG Brunsviga. Die Fertigung der Olympia-Saldiermaschinen zieht nach Braunschweig und der Verkauf unter dem Namen „Brunsviga“ startet.
1961 liegt der Umsatz von Olympia bereits bei 193,8 Millionen und im September läuft die dreimillionste Schreibmaschine der Nachkriegsproduktion in Roffhausen vom Band. Jede zweite in Deutschland produzierte Schreibmaschine kommt von Olympia.
In den folgenden Jahren konzentriert sich Olympia auf den weiteren Ausbau marktgerechter Produkte sowie deren Fertigung und Vertrieb im In- und Ausland.
1969 – Olympia ist die Nummer Eins der deutschen Büromaschinenhersteller
1970 produziert die Olympia Werke AG in Wilhelmshaven, Braunschweig, Leer, Kaufbeuren, Neuenhain, Belfast, Toronto, Mexiko City und Santiago.
Sie besitzt 19 Tochtergesellschaften und 130 Generalvertretungen weltweit und ist somit die Nummer Eins der deutschen Büromaschinenhersteller. Außerdem zählt Olympia zu einem der drei größten Büromaschinenhersteller der Welt.1970 – Verlagerung der Produktion in Niedriglohn-Länder
Im gleichen Jahr gehen erhebliche Tarifanhebungen vonstatten und die Lohnfortzahlung in Krankheitsfällen wird eingeführt. Aufgrund dessen wird die Produktion der Flachschreibmaschinen in Niedriglohn-Länder wie Jugoslawien verlegt, während in der ostfriesischen Stadt Norden die Produktion von Rechenmaschinen aufgenommen wird.Parallel wird ebenfalls in Jever produziert, doch die neue Belastung durch die Lohnkosten veranlasst Olympia, diese Werke zu schließen.
Olympia beginnt Taschenrechner zuzukaufen, um die eigene Produktpalette abzurunden. Mechanische und elektromechanische Rechenmaschinen verlieren ihre Bedeutung. 1978 wird entschieden, keine Rechner aus Braunschweig mehr in den Dollar-Raum zu exportieren. Ende März 1979 wird die Rechner-Fertigung eingestellt.1992 – Das Ende der Olympia-Ära
In den folgenden Jahren versucht Olympia immer wieder, sich zu sanieren. Doch an den einstigen internationalen und nationalen Erfolgen kann nicht mehr angeknüpft werden.
1992 erfolgt die Schließung der Werke in Wilhelmshaven sowie die Einstellung der kompletten Fabrikation.
Zurück bleibt die leere Produktionsstätte in Roffhausen bei Wilhelmshaven, die vor Ort unter dem Namen „Olympia Siedlung“ bekannt ist.
Marke Olympia bleibt erhalten
1997 wird die Markenlizenz zur Nutzung in Deutschland erneut vergeben. Unter dieser wird die Olympia Business Systems Vertriebs GmbH gegründet, welche bis heute besteht. Unter dem Namen Olympia können bis heute Büroausstattung, Babyausstattung, Telekommunikationsmittel, Taschenlampen, Partyausstattung sowie Insektenschutz erworben werden.
Die Marke Olympia gehört heute zu der GO Europe GmbH.
Quellen
Mit freundlicher Unterstützung von Herrn Rainer Siebert
Olympia und die Olympianer – Die große WZ-Serie, ISBN 978-3-930510-35-1